Der Dividendenjäger
Norfolk Southern - Ist jetzt mein größtes Pferdchen im Stall...
Norfolk Southern - WKN: 867028 ISIN: US6558441084

Einleitung:
Die Norfolk Southern (NYSE: NSC) schlummert seit meinem Einstieg im Juli 2022 in meinem Portfolio und ist neben den beiden Kernholdings Canadian National Railway (CNR) und Union Pacific (UNP) ein wichtiger Baustein für mich, wenn es um die Abdeckung der Industrie/Railroads geht.

Wie in jedem Artikel, in dem es um Railroad-Companys geht, schwingt auch hier wieder eine extra Portion Leidenschaft und Begeisterung in mir. Wahrscheinlich liegt das an alten Filmen, in denen kräftige Männer noch die Tunnel gesprengt oder Steine klopfend kilometerlange Eisentrassen gelegt haben, damit das Herzstück, die US-Wirtschaft, zu ihrer Blütezeit kommen konnte. Ein Sinnbild sind ölige Hände und rußverschmierte Gesichter.
Gerade die heutige Norfolk Southern mit ihrem Arrangement an der Ostküste und ihrem intermodalen Engagement begeisterte mich in den letzten zwei Jahren am meisten. Betrachte und vergleiche ich alle Railways aus den Vereinigten Staaten und aus Kanada, dann ist die Norfolk Southern im aktuellen Zeitfenster die mit Abstand preiswerteste und zugleich aussichtsreichste Railway am Markt.

Mein letzter Nachkauf und Artikel über NSC wurde im Mai diesen Jahres geschrieben. Der Titel lautete vor vier Monaten Je mehr sie fällt, desto mehr kaufe ich nach. Weiter gefallen sind die Papiere der NSC nicht, nachdem die Befürchtungen groß waren, dass das Wirtschaftswachstum nachlassen würde. Ganz im Gegenteil, sie erholten sich nach meinem letzten Kauf um 16 %, sodass mir ein erneuter Nachkauf bis zu dieser Woche verwehrt blieb.
Der Transport geht zurück
Ein Blick auf die schlechten 2Q23-Ergebnisse zeigte auf, dass die NSC in vielen Segmenten ihre Schwächen hat. Insbesondere im intermodalen Geschäft stockte es gewaltig.
Was ist intermodaler Verkehr? Die Bezeichnung der Nutzung von verschiedenen Verkehrsmitteln für eine Wegstrecke. Wer auf dem Weg zur Arbeit das Fahrrad zum Bahnhof nimmt, dann mit der S-Bahn fährt und an der Zielhaltestelle für das letzte Stück einen E-Scooter nimmt, bewegt sich intermodal.

So ging der Verkehr für Fracht bis zum 5. August um 3,17 % zurück, was die allgemeine Gesundheit der US-Wirtschaft beunruhigt. Des Weiteren erhöhten sich die Betriebskosten bei den Vergütungen und die Kosten (803 Millionen Dollar) für die Entgleisung in Ohio. Dazu sind die gekauften Dienstleistungen um 84 Millionen Dollar oder 9,15 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum angewachsen. Auch die Materialien sind um 74 Millionen Dollar höher als erwartet ausgefallen.
Schaue ich im Vergleich die Ergebnisse aus 2Q2022 mit den aktuellen Ergebnissen an, sieht man, das diese Faktoren am Ende das Betriebsergebnis - Einbruch des Nettogewinns von 46 % - stark beeinflusst haben. Die Folge aus diesem Bericht war, dass der Preis je Aktie sich erneut nach unten angepasst hat.
Ist nun die Dividende in Gefahr?
Die Norfolk Southern ist bekanntlich eine Bestie, wenn es um Dividendensteigerungen geht. Immerhin liegt die Steigerungsrate im Durchschnitt der letzten 10 Jahre bei über 10 %. Doch ist nun die Dividende oder die nächste Erhöhung gefährdet? Ich sage Nein! Da die Dividende immer "noch" gut abgedeckt ist. Aber bei der Betrachtung der aktuellen Auszahlungsrate von 80 % auf den Freien Cash-Flow könnte das rasante Tempo der Dividendenerhöhungen nun verlangsamt werden.

Der Preisnachlass erhöht die Dividendenrendite und macht einen Nachkauf für mich interessant.
Seit 1972 zahlt die Norfolk Southern eine Dividende an ihre Aktionäre, wobei in den letzten 10 bzw. 5 Jahren die Dividendensteigerungen im Durchschnitt 10 % bzw. 15 % betrugen. Zuletzt wurde die Dividende am 24. Januar 2023 um 8,87 % erhöht, was die 6. Dividendenanhebung in Folge war. Nach der letzten Erholung von Mai bis August haben die Kurse um gut 12 % nachgegeben und die Dividendenrendite über den 10 Jahres-Korridor getrieben. Diese Phase gab es zuletzt in der Finanzkrise 2008-2009, der Euro-Krise 2012 und bei dem China-Crash 2015. Betrachte ich die Entwicklungen, die das Unternehmen nach jeder Krise hingelegt hatte, dann waren Einstiege oder Nachkäufe in diesen Zeiträumen immer die besten Entscheidungen!

Selbst wer am 5. September 2013 zu höheren Bewertungen ungünstig mit 10.000 € in das Unternehmen eingestiegen wäre, könnte sich heute über einen Gesamtgewinn -Kursgewinn von 25.700 € und Dividenden 6.000 € - von 41.700 € freuen, was 15 % p.a. entsprechen würde.
Einen letzten Bezug auf die Dividende schenke ich den Dividenden-Scores die zeigen, dass die Norfolk Southern eine der besten und sichersten Dividendenzahler ihrer Branche ist. Laut der Scorecard von Seeking Alpha schneidet das Unternehmen (im Vergleich zum kompletten Industiesektor) in Bezug auf Sicherheit, Wachstum, Rendite und Konsistenz in allen Bereichen ausgezeichnet ab.

Entwicklung des fairen Wertes von Norfolk Southern
Um den wahren Wert eines Unternehmens zu sehen, benutze ich das Tool vom Aktienfinder.net, der mir wunderschön den bereinigten Fair Value und den Fair Value Dividende wiedergibt. Auf Sicht der letzten 10 Jahre sind hier die wirtschaftlichen Tiefs aus 2015 (China-Crash) und 2020 hier mit enthalten. Dank der anschließenden Bullenmärkte konnten diese Rückschläge immer wieder ausgeglichen werden, was mich positiv stimmen lässt, dass dies auch in den nächsten Jahren der Fall sein wird.

Da ich zu 100 % ein Laie in der Kaffeesatzleserei bin und nur die Schätzungen der Analysten für die nächsten drei Jahre habe, bleibt mir nichts anderes übrig, als den Prognosen Glauben zu schenken. Sollten diese Erwartungen aufrecht gehalten werden, dann hätte mein Nachkauf von dieser Woche eine Renditewahrscheinlichkeit von 48 % bis zum Ende des Geschäftsjahres 2026. Dies wären immerhin 12,6 % p.a., mit denen ich mehr als zufrieden wäre. Sollten diese Erwartungen nicht ganz eintreffen, dann würde mich die Dividendenrendite von aktuell 2,6 % trösten.
Kurz zusammengefasst:
Norfolk Southern befindet sich aktuell in einer sehr schwierigen Situation. Zusätzlich zu den Problemen in Zusammenhang mit der teuren Entgleisung in Ohio ist sie mit einer schweren intermodalen Schwäche konfrontiert. Darüber hinaus werden die Betriebskosten weiterhin durch Inflation und Investitionen in die Netzinfrastruktur gesteigert. Auch wenn die Waren- und Massenlieferungen immer noch stark sind, könnte das Unternehmen auf immer größeren Widerstand stoßen, falls sich das Wirtschaftswachstum weiter verschlechtern sollte. Die positive Seite, die ich immer betrachte ist, dass das Unternehmen seinen Betrieb im Laufe der letzten Jahrzehnte immer verbessern konnte. Neue Geschäfte und Lieferketten wurden dazu gewonnen, um weiterhin von der Preiskraft zu profitieren.
Auch wenn die Aktien aktuell attraktiv bewertet ausschauen, kann man sie immer noch nicht als super "Schnäppchen" bezeichnen. Da hilft auch nicht, dass sie um 28 % von ihren Allzeithochs gefallen sind und ich eine weitere Schwäche des Aktienkurses nicht ausschließen kann. Aber was mir gefällt, ist das Risiko/die Belohnung, die mir NSC heute schon bietet. Daher wollte ich nicht allzu gierig sein und auf einen weiteren Preisverfall spekulieren. Stattdessen glaube ich weiterhin an den langfristigen Wert dieser industriellen Dividendenwachstumsaktie und habe meine Norfolk Southern-Position aggressiv um weitere 21 Stück erweitert.
Die Gesamtinvestitionssumme lag bei diesem Nachkauf (21 Stück) inklusive Gebühren bei 4.020 €. Diese Position ist damit auf 10.000 € ausgebaut.
Die persönliche Dividendenrendite liegt nun bei 2,52 % brutto und die zu erwartenden Bar-Dividenden werden sich für das nächste Jahr auf 256 € belaufen.
Der Depotanteil liegt bei 4,4 %.

LG Falk