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  • AutorenbildDer Dividendenjäger

Nach 5 Jahren muss Fresenius das Depot verlassen - Rollins Inc. schließt die Lücke


In dieser Woche gab es doch noch einen Handel in meinem Portfolio. Eigentlich hatte ich das Kalenderjahr 2021 schon abgeschlossen. Zumindest habe ich dies bei meinem letzten Post so verkündet.

Trotzdem nutzte ich die aktuell ruhigen Tage, um das Depot noch einmal objektiv und gründlich hinsichtlich der Historie und der Chancen und Risiken miteinander zu vergleichen. Dies ermöglicht mir als Investor/Anleger zum Beispiel, genau die Anlagealternativen zu identifizieren, die meinen persönlichen Risikoneigungen entsprechen und diese sinnvoll langfristig zu steuern. Mit Rückblick auf die letzten Jahre fiel mir auf, dass dies immer in der Winterzeit passiert. Geschuldet ist das den Verbesserungen, die man sich für das neue Jahr wünscht oder zumindest verspricht. Sprich, man will sein bestehendes System immer mit kleinen Schritten verbessern und optimieren.


Ich habe im Rückspiegel meine letzten Depotanpassungen noch einmal Revue passieren lassen und stellte dabei fest, dass sie bis jetzt immer in die richtige Richtung tendierten. Die Änderungen der letzten 4 Jahre waren der Verkauf von AT&T, Henkel und Altria. Diese Werte konnten mit positiven Ergebnissen durch 3M, L'Oréal und Stryker ersetzt werden. Ich verkaufe ungern meine aufgebauten Anteile und versuche diese stets lange zu halten.


Mir geht es in erste Linie nicht um Outperformance von irgendwelchen Depotständen. Doch wenn sich aus meinem Blickwinkel heraus die Aussichten bei manchen Unternehmen eintrüben, würde ich gerne eingreifen und eine Optimierung vornehmen. Immerhin geht es hier um mein Geld :-)

Warum Fresenius gehen muss:

Nach meinem letzten Nachkauf bei Fresenius im Mai, also vor weniger als acht Monaten, könnte man damit argumentieren, ob ein Verkauf nach so kurzer Zeit notwendig sein sollte. Zudem konnte Fresenius seine Prognosen anheben und solide Ergebnisse für das dritte Quartal vorlegen. Doch die Folge war, dass die Aktie in den letzten Wochen weiterhin ziemlich stark nachgegeben hat, was seine Gründe haben könnte. Gerade für Langzeitinvestoren gibt es in der Regel nicht genug Neuigkeiten, da sich das langfristige Geschäftsmodell in so kurzer Zeit nicht drastisch ändert. Trotzdem schleppe ich Fresenius seit fünf Jahren durch mein Depot. Die Performance ist weit hinter meinen Erwartungen zurückgeblieben.


Fresenius ist zwischenzeitlich ziemlich stark zurückgegangen. Im Mai 2021, als ich meinen letzten Nachkauf veröffentlichte, stand die Aktie bei 42 €, fiel jetzt aber auf 33 € zurück - ein Rückgang von fast 20 %. Und da Fresenius - sowohl in den letzten Wochen als auch in den letzten Jahren - eine deutliche Underperformance verzeichnete, musste ich meinen bullischen Ansatz erneut hinterfragen. Medizin und Deutschland, das müsste doch eigentlich gut passen, denkt man…

Quelle: Ariva.de

Beim Hinterfragen meines investment case ging es mir in erster Linie darum, wie ich die aktuelle Lage einschätze. Dies stellte sich wirklich schwieriger dar als gedacht. Meine Punkte lagen klar auf der Betrachtung des Gesundheitsmanagements und der Bilanz.


Die Ergebnisse des dritten Quartals waren nicht großartig, aber auch nicht schrecklich. Und das Wachstum liegt deutlich unter den eigenen mittelfristigen Zielen von Fresenius.


Ein Blick auf die Bilanz - Inflation, Schulden und Covid-19:

Fresenius weist nach wie vor eine extrem hohe Verschuldung in der Bilanz auf und bekommt durch COVID-19 erneut Gegenwind. In der Bilanz von Fresenius gibt es zwei große Probleme – erstens die hohe Verschuldung und zweitens die enormen Firmenwerte (Goodwill). Und obwohl das möglicherweise akzeptabel erscheinen mag, könnte es ein verzerrtes Bild der Fresenius-Bilanz darstellen. Zunächst ist zu bedenken, dass ein Großteil des Vermögens aus Geschäfts- oder Firmenwerten besteht. Subtrahiert man den Geschäfts- oder Firmenwert von der Aktivseite, wäre das gesamte Eigenkapital von Fresenius (theoretisch) Null. Fresenius verfügt zwar in seiner Bilanz über Zahlungsmittel in Höhe von 2.413 Mio. €, die zur Tilgung ausstehender Schulden verwendet werden könnten, jedoch reicht dies nur zur Rückzahlung von 9 % der ausstehenden Schulden. Nicht zu vergessen ist, dass Fresenius insbesondere im Jahr 2024 Schulden in Höhe von 2.675 Millionen Euro zurückzahlen muss.


Quelle: Aktienfinder.net

Die Bilanz von Fresenius ist alles andere als exzellent. Diese Erkenntnis steht bei einigen Anlegern nicht erst seit gestern im Raum, doch die Situation hatte ich bis heute immer wieder bewusst verdrängt.


Weiterer Gegenwind:

Weiterer Gegenwind kommt auch von der Pressemitteilung zum Q3/2021.

Hier kommentierte das Management diese Risiken: Quelle


Die negativen COVID-19-Effekte bei Fresenius haben im 3. Quartal 2021 gegenüber dem Vorquartal zugenommen, getrieben durch eine deutlich erhöhte Patientensterblichkeit bei Fresenius Medical Care. Fresenius erwartet, dass auch Q4/21 von COVID-19-Effekten betroffen sein wird. Deutlich steigende COVID-19-Fallzahlen, die weitere Entwicklung von Virusmutationen sowie das Ausbleiben des Impffortschritts könnten die Fähigkeit von Fresenius beeinträchtigen, die Prognosen für das Geschäftsjahr 2021 zu erreichen. Darüber hinaus erwartet Fresenius im 4. Quartal 2021 Gegenwind durch die Kosteninflation, einschließlich steigender Rohstoff- und Versandpreise, steigender Energiekosten sowie Einschränkungen in der Lieferkette. Fresenius bleibt daher wachsam.


Und abgesehen von den steigenden Kosten durch die Inflation ist COVID-19 immer noch ein enormer Gegenwind. Gerade die Omikron-Welle könnte die Gesundheitsbranche weitere Monate schwer beschäftigen. Wie es hier weitergeht, kann ich zum jetzigen Zeitpunk einfach nicht einschätzen. Und im Falle von Fresenius wird die

COVID-19-Pandemie weiterhin enorme negative Auswirkungen auf den Umsatz und das Ergebnis haben.


Bei der Suche nach Gründen für den Kursrückgang von 80 € auf 33 € kann es sinnvoll sein, nicht mehrere Aspekte einzeln, sondern das gesamte Geschäft zu betrachten. Und wenn man bedenkt, dass die Probleme von Fresenius in den letzten Jahren gewachsen sind und der enorme Gegenwind durch Inflation und COVID-19 immer noch Themen sind, versteht man, warum Investoren Fresenius aus ihren Depots gestrichen haben.


Quelle: Aktienfinder.net

Wir haben derzeit ein Geschäft, das aufgrund der extrem hohen Verschuldung und des hohen Goodwills unter Druck steht. Und um die ausstehenden Schulden zurückzuzahlen wäre es hilfreich, wenn Fresenius in den kommenden Jahren wieder wachsen und höhere operative Erträge und Free Cashflow erwirtschaften kann.

Wann und wie die Erholung vonstattengeht, kann ich nicht einschätzen. Mein Fazit und viele offene Fragen:

Ich halte Fresenius weiterhin für ein sehr gutes Unternehmen. Doch die Bedingungen haben sich geändert und die Frage, die ich mir seit Monaten gestellt habe, ist: Muss ich weiter an der Erholung festhalten? Immerhin ist man seit meinem Start mit Fresenius von der Überbewertung zur fairen Bewertung übergegangen und weiter in die Unterbewertung abgewandert. Mein Return of Investment fällt bescheiden aus und diesen wieder ins Positive zu bringen, sehe ich schon fast als aussichtslos. Da hilft auch eine gute Dividende nichts.


Quelle: Aktienfinder.net

Die Probleme begannen jedoch schon lange vor der Pandemie. Schaut man sich den Wert an, den der ehemalige CEO Mark Schneider in der Vergangenheit geschaffen hat und dies auch aktuell bei Nestlé wiederholt, wird klar, dass sich die Situation doch sehr verändert hat. Immerhin schaffte es Mark Schneider in seiner Amtszeit vom 28. Mai 2003 bis 30. Juni 2016 als Vorstandsvorsitzender des Mutterkonzerns Fresenius SE den Umsatz des Unternehmens zu vervierfachen, die Mitarbeiterzahl mehr als zu verdreifachen und den Gewinn mehr als zu verzwölffachen.


Vergleicht man die aktuellen CEO Stefan Sturm von Fresenius SE und Francesco de Meo von Helios Health (die kürzlich ein großes Aktienpaket verkauft haben!!), dann sieht man hier einen großen Unterschied. Auch wenn das hart ausgedrückt erscheint, bräuchte es in meinen Augen ein neues kompetentes Management. Das Rating von S&P, Moody und Fitch liegt nur eine Stufe über "Non Investment Grade Speculative". Fresenius wird Ende Februar 2022 Ergebnisse vorlegen und bis dahin sehe ich auch keine großen Verbesserungen in der aktuellen Pandemie-Situation.


Eine weitere Frage, die ich mir stelle, ist, ob das Kosteneinsparungsprogramm in Höhe von 100 Mio. € pro Jahr bis zum Ende des Geschäftsjahres 2023 zu einem höheren Wachstum führt. Allerdings könnten auch Änderungen der Konzernstruktur veranlasst werden wenn sich herausstellt, dass mittelfristige Wachstumsprognosen unrealistisch sind. Und wie schaut es mit der staatlichen Unterstützung aus, die für Krankenhäuser wahrscheinlich geringer ausfallen wird? Könnte ein Personalabschwung bei einer Impfpflicht bestehen? Könnte die Gesundheitsbranche nach der Pandemie stärker reguliert werden?


Fragen über Fragen, die mich schon länger beschäftigen. Die Antworten werde ich nicht finden und die daraus entstehenden Ergebnisse werden auch nicht gleich Wirkung zeigen. Mir wird es nach 5 Jahren als Investor einfach zu viel. Eine weitere Aufstockung kommt für mich nicht mehr in Frage.

Da man als Investor die Freiheiten hat und sein Geld auch wieder abziehen kann, um andere aussichtsreiche Investitionen zu tätigen, habe ich dies nun getan. Fresenius und ich gehen zum Jahresende getrennte Wege.








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