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  • AutorenbildDer Dividendenjäger

Entgleiste Dividenden - Der Zug 32N der Norfolk Southern sorgt für eine Katastrophe


Einleitung

Am 6. August 2022 schrieb ich in einem Artikel über die Norfolk Southern und über das Debüt in meinem Depot. Es war die Zeit, in dem sich alle US-Eisenbahnen in einem Streik mit den Gewerkschaften befanden. Im September vermittelte die Biden-Administration einen vorläufigen Arbeitsvertrag, der durch 8 von 12 Eisenbahngewerkschaften unterzeichnet wurde.


Anschließend mussten die US-Eisenbahnen getrübt und mit Einbezug wirtschaftlicher Schwächen in die Zukunft blicken, da sich die USA am Rande einer Produktionsrezession befindet. Diese Rezessionsbefürchtungen sind in der jetzigen Zeit aktueller denn je.


Die Spitze des Eisbergs war dann am 3. Februar 2023, als der 2,8 km lange Zug 32N entlang der Fort Way Line nach Osten bei Ostpalästina entgleiste. Hier entzündeten sich 11 mit giftigen Chemiekalien beladene Waggons, wobei über 2.000 Einwohner in Ostpalästina (Ohio) betroffen waren und immer noch betroffen sind.

Eine der Chemikalien war Vinylchlorid, was zur Herstellung von PVC, Möbeln und Autoteilen verwendet wird. Sobald es verbrennt, setzt es Stoffe wie Phosgen und Chlorwasserstoff frei und bildet Chloridgas, was im Ersten Weltkrieg im Grabenkrieg eingesetzt wurde. Dieser toxische Cocktail ist in das Grundwasser eingedrungen mit extremen Folgen, da dadurch mehr als 45.000 Tiere starben.


Am Freitag den 10. März war es dann soweit. Der Bundesstaat Ohio reichte wegen der Entgleisung eine Klage gegen die Norfolk Southern ein. Dies ist nun neben 3M und Johnson & Johnson mein drittes Unternehmen, das auf der Anklagebank Platz nehmen darf.


Dieses Debüt hatte ich mir anders vorgestellt...

 

Auch wenn dies nun verhagelt ist, macht mich nichts glücklicher, einerseits für die aufregenden, andererseits aber auch für die langweiligen Teile des Lebens bezahlt zu werden. Ich würde in Regenwolken investieren wenn es bedeutet, dass ich jedes Mal bezahlt werden würde, wenn es regnet! Positiven Cashflow und eine stetige Dividendendeckung ist mein Ziel! Deshalb müsste bekannt sein, dass meine Leidenschaft der Branche Transport & Logistik angehört, wo ich in den letzten Jahren

13 % - 27.000 € - meines Gesamtvermögens investiert habe und genau hier meine Ziele und Erwartungen stillen kann.


Seit Januar 2022 haben die Papiere von NSC 28 % an Wert verloren und 20 % seit meinem Einstieg in das Unternehmen. Einen weiteren Abverkauf schließe ich in den nächsten Wochen und Monaten ebenfalls nicht aus.


Darum stellte sich mir die Frage: Was tun?


Ich habe in den letzten Wochen alle verfügbaren Informationen aufmerksam aufgesaugt und unzählige Berichte studiert. Dabei musste ich erfahren, dass alleine in den USA jährlich über 1.000 Zugentgleisungen stattfinden, die Regierungen oft versagt und alle Railways aus betriebsinternen Kostengründen Mitschuld getragen haben.

Bei einem Fall aus dem Jahr 2005, als ein NSC-Frachtzug in South Carolina entgleiste, sind 9 Menschen gestorben. Dabei mussten 200 Menschen wegen einer toxischen Chlorexposition behandelt werden. Das Gerichtsurteil besagte damals, dass die NSC 60 Millionen Dollar zahlen und der Rest von der Versicherung übernommen werden muss. Ob dieser Präzedenzfall ähnlich gehandhabt wird und als Muster dient, bleibt abzuwarten.


Doch am Ende bin ich zu dem Fazit gekommen, dass solch ein Moment als Chance betrachtet werden kann, daher habe ich meine Position weiter aufgestockt!

 

Bewertungskennzahlen (KGV der letzen 10 Jahre)

Bei meinem ersten Kauf im August 2022 lag das bereinigte KGV (P/E Ratio) bei einem Kurs von 250 USD bei 19 und somit fast auf dem Durchschnitt der letzten Jahre (17,68). In meinem Beitrag schrieb ich, dass es für Investoren schwer ist einen Tiefpunkt auszumachen und die Bewertungen billiger wurden, aber nicht billig sind. Diese Ansicht hat sich nach dem erneuten Kursrutsch verbessert, wie die aktuelle Bewertung zeigt.

Während ich als langfristiger Investor im August 2022 noch das 19-fache der Gewinne für die Anteilsscheine bezahlen musste, erhalte ich heute die Gelegenheit, für die gleichen Papiere nur noch das 15-fache zu bezahlen. Diesmal würde ich behaupten, einen "guten" Tiefpunkt erreicht zu haben.


Bewertungskennzahlen (KUV der letzen 10 Jahre)

Als Aktionär von Norfolk Southern wäre ich im Normalfall beunruhigt über die Tatsache, dass sich der Schienenverkehr durch die Produktionsrezession verlangsamt. Betrachtet man aber die Zeiträume 2021/2022, so wurden die Aktien noch mit einem historisch hohen KUV von 6,3 bzw. 4,47 gehandelt. Da die Aktien aber nun deutlich gefallen sind, haben die aktuellen Bewertungen (KUV 3,9) wieder ein Niveau erreicht, was den 10-jährigen Durchschnitt widerspiegelt.


 

Die Dividendenentwicklung der letzten Jahre

Quelle:aktienfinder.net

Die sicherste Dividende ist bekanntlich die, welche gerade erhöht wurde! Seit 1972 zahlt die Norfolk Southern eine Dividende an ihre Aktionäre, wobei in den letzten 10 bzw. 5 Jahren die Dividendensteigerungen im Durchschnitt 10 % bzw. 15 % betrugen.

Bei meinem ersten Kauf der Norfolk Southern lag die Dividendenrendite bei 1,98 %. In der Zwischenzeit wurde die Dividende am 24. Januar 2023 wieder einmal um 8,87 % erhöht, was nun die 6. Dividendenanhebung in Folge ist.


Da die Kurse mittlerweile ordentlich nachgegeben haben, ergibt sich nun eine weitere Möglichkeit, eine Dividendenerhöhung zu erhalten. Denn zum jetzigen Zeitpunkt bekommt man bei einem Nachkauf oder Einstieg einen sehr sicheren Ertrag von 2,5 %.

Quelle: seekingalpha.com

Einen letzten Bezug auf die Dividende schenke ich den Dividenden-Scores, die zeigen, dass das Unternehmen eines der besten und sichersten Dividendenzahler seiner Branche ist. Laut der Scorecard von Seeking Alpha schneidet das Unternehmen (im Vergleich zum kompletten Industriesektor) in Bezug auf Sicherheit, Wachstum, Konsistenz und Rendite ausgezeichnet ab.

 

Entwicklung des fairen Wertes von Norfolk Southern

Um alle Abschnitte noch einmal zusammenzufassen zeigt diese Grafik, dass die Aktien der Norfolk Southern bei Betrachtung von Fair Value Dividende, Fair Value Gewinn und Fair Value Umsatz auf eine Unterbewertung hindeuten.

Quelle: aktienfinder.net

Da ich weiterhin an der positiven Entwicklung des Unternehmens für die nächsten Jahre festhalte, bietet sich in meinen Augen nun folgendes Szenario: Erreicht die NSC bis 2026 folgende Bewertungen, könnte sich der heutige Nachkauf zu einem guten Geschäft entwickeln:

  1. Erreichung des Fair Value Umsatz: 5 % p.a. / Rendite 20 %

  2. Erreichung des Fair Value Gewinn: 13,6 % p.a. / Rendite 62 %

  3. Erreichung des Fair Value Dividenden: 15,5 % p.a. / Rendite 73 %

Mein Nachkauf

Meine bisherige Beteiligung in die Norfolk Southern war bis jetzt nur eine kleine, was nicht ausschlaggebend für mein Depot ist. Nach der Katastrophe in Ohio und einer weiteren Entgleisung in der Nähe von Detroit wird die NSC medial in der Luft zerrissen. Die Gerüchte verdichten sich, dass sich das Unternehmen anscheinend mehr auf die Rendite der Aktionäre als auf Flotten- und Netzwerkinvestitionen konzentriert haben soll.


Die Norfolk Southern hat gegenüber ihren Mitbewerbern die älteste Lokomotivflotte. Das Durchschnittsalter der Lokomotiven im Dienst beträgt 27,6 Jahre. Bei den Güterwagen ist die Situation mit einem Durchschnittsalter von 25,9 Jahren minimal besser.

In Bezug auf das Schienennetz ist Norfolk für 28.400 Meilen verantwortlich. Einem Bericht zufolge wurde auch hier in den letzten Jahren schlampig investiert, da durchschnittlich nur rund 500 Meilen Strecke pro Jahr saniert und instand gehalten wurden. Da jährlich aber rund 4.500 Meilen von der Gesamtstrecke saniert werden sollten, ist das einfach viel zu wenig. Zusammengefasst ist die Norfolks-Flotte und das gesamte Streckennetz zu alt und bedarf dringend einer Sanierung. Warum Investitionen für Norfolk immer wichtiger werden hat mit der Annahme zu tun, dass die Ostküste im nächsten Jahrzehnt ziemlich beschäftigt sein wird, da die Lieferketten verkürzt und die Produktionen immer weiter in den Osten der USA verlagert werden sollen.


Was mich betrifft, so werde ich dem Unternehmen und der Aktie weiterhin folgen. Auch wenn es in der nächsten Zeit ungemütlicher für die US-Eisenbahnen wird, fühle ich mich mit einem Nachkauf viel wohler, als in solch einem Moment nur an der Seitenlinie zu stehen. Darum nutzte ich am letzten Freitag die Gelegenheit, meinen Bestand von 10 auf 15 Aktien auszubauen.


Die Gesamtinvestitionssumme lag inklusive Gebühren bei 975 €.


Die persönliche Dividendenrendite liegt nach diesem Kauf bei 2,23 % brutto und die zu erwartenden Bar-Dividenden werden sich für das nächste Jahr auf 75 € belaufen.


Der Depotanteil liegt bei 1,40 %, was NSC immer noch zu einem kleinen Nebenwert in meinem Depot macht.



LG

Falk

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