Der Dividendenjäger
Mein Vorbild Ronald Read...
Aktualisiert: 16. März 2022
Als ich vor vier Jahren von der Geschichte von Ronald Read, einem früheren Tankwart und Hausmeister erfuhr, war ich von der Einfachheit extrem begeistert. Doch damals hatte ich noch keinen eigenen Blog um diese Geschichte weiter teilen zu können. Darum halte ich sie jetzt hier fest um Euch und auch mir selbst immer wieder zu zeigen, was man mit Beharrlichkeit erreichen kann.
Ronald Read verstarb 2014 im Alter von 92 Jahren. Sein Leben war unspektakulär und somit auch seine Beerdigung. Aufsehen erregte sein Tod erst später bei der Testamenteröffnung. Denn Ronald Read hinterließ ein Vermögen von 8 Millionen USD, ein Großteil hiervon in Aktien.
Dieses vermachte er der lokalen Bücherei und dem städtischen Krankenhaus.
Niemand hätte sich träumen lassen, dass Ronald Read aufgrund seiner bescheidenen Lebensweise über ein Millionenvermögen verfügen würde. Denn er war als äußerst bescheidener und sparsamer Mann bekannt. Wie kam Mr. Read trotz niedrigem Einkommen zu solch einem hohen Vermögen? War er möglicherweise ein Investmentgenie? Von den wenigen Details, die von seiner bescheidenen Lebensweise und seinem Portfolio bekannt sind, lässt sich eine einfache Antwort ableiten. Recherchen ergaben, dass Ronald Read über viele Jahre Aktien besaß. Er kaufte Standardwerte mit einer hohen Dividendenrendite, die er sein ganzes Leben lang hielt.
Er besaß keine besonderen Finanzmarktkenntnisse.
Neben einem äußerst bescheidenen und sparsamen Lebensstil war es vor allem sein Aktiendepot, das Read zu einem wohlhabenden Mann machte. Obwohl in einfachen Verhältnissen lebend, hatte er sich angewöhnt, jeden Tag das "Wall Street Journal“, also die Zeitung der Kapitalisten und Besitzenden, zu lesen.
Dort informierte er sich über die Geschäfte der großen Unternehmen seines Landes - und begann deren Aktien zu kaufen. Zunächst natürlich in einem äußerst bescheidenen Rahmen: Im Alter von 37 Jahren kaufte er Ende der 50er Jahre erstmals 39 Aktien des Versorgers Pacific & Gas zum damaligen Preis von 2.380 Dollar.
Weiteres Wissen über Aktien eignete er sich durch Bücher an, die er sich in der öffentlichen Bibliothek seiner Stadt auslieh. Eigentlich war Ronald Read ein Sammler von Aktien, ähnlich einem Briefmarkensammler und vermied durch seine „Do It Yourself Strategy“ hohe Investmentkosten. Zudem verzichtete er auf den Rat von Experten, die ihm bei fallenden Märkten sicherlich zu einem Verkauf geraten hätten. Durch seinen simplen und einfachen Ansatz und wurde er damit zu einem herausragenden Beispiel für eine erfolgreiche „Buy and Hold“ Strategie.
In den nachfolgenden 60 Jahren baute Read geduldig und beharrlich ein Millionen Dollar schweres Depot auf. Dabei kaufte er nur Aktien von Unternehmen, die er durch persönliche Erfahrung mit deren Produkten zu kennen glaubte. Dazu gehörten die Großbank Wells Fargo, die Konsumgüterhersteller Procter & Gamble sowie Colgate Palmolive und der Telekomriese AT&T. In seinem Depot befanden sich auch Papiere von Johnson & Johnson, des Traktorenherstellers John Deere & Company sowie des Kreditkartenanbieters American Express.
Insgesamt hatte Read in 95 verschiedene Aktien meist weltweit agierender Unternehmen investiert. Dabei ließ er sich auch nicht durch Kurseinbrüche von 50 Prozent und mehr beirren. Aktienkurse schienen ihn gar nicht zu interessieren. Beobachtern zufolge war er nur von einer Idee getrieben, ja besessen: immer mehr Aktien zu besitzen.
Dazu investierte er jeden verfügbaren Dollar. Die Papiere ließ er über die Jahrzehnte für sich arbeiten, denn Read hatte nie die Absicht, sie nach einem Kursanstieg zu verkaufen und Gewinne mitzunehmen. Seine Devise hieß: Buy and Hold. Kaufen und Liegenlassen - und damit reich werden.
Dass er dabei auch einige Totalverluste erleiden musste, wie etwa die Pleite der Investmentbank Lehman Brothers, focht ihn nicht an, hatte er doch sein Depot mit den Jahren so breit aufgestellt, dass die wertlose Ausbuchung der Lehman-Papiere kaum ins Gewicht fiel.
Read achtete zudem darauf, ausschließlich Dividendentitel zu kaufen. Denn er nutzte die Ausschüttungen, um damit neue Aktien zu erwerben. Experten schätzen, dass er am Ende seines Lebens jeden Monat gut 20.000 Dollar Dividende erhalten haben dürfte.
Niemand in seinem Umfeld ahnte, wie vermögend er war. Er schwieg darüber. Wenn er in die Stadt fuhr, parkte er seinen gebrauchten “Toyota Yaris” lieber ein Stück entfernt, um sich die Parkmünzen zu sparen. Auf teure Kleidung legte er keinen Wert. An seinem Haus hackte er das Brennholz selbst.
In seinem Testament zeigte sich Read allerdings großzügig. Er vererbte der Stadtbibliothek 1,2 Millionen Dollar. 4,8 Millionen gingen an das örtliche Krankenhaus.
Was sind für mich die Lehren aus dieser Geschichte?
Lehre Nr. 1: Investiere regelmäßig in Unternehmen, die du auch wirklich kennst und verstehst. Und das am besten jeden Monat, bevor das gute Geld in andere Hände wandert. Auch ich habe schon in Unternehmen investiert, die ich nicht kannte oder gar nicht wollte und das nur wegen irgendwelcher Renditeversprechen.
Lehre Nr. 2: Bleibe bei "DEINER" Strategie und springe nicht immer von einer zur anderen. Sammle gute Unternehmen und steige so ein, als wäre es "DEIN" Geschäft.
Auch ich hatte am Anfang nicht immer die eine Strategie, sodass auch in meinem Cashflow-Portfolio Unternehmen ohne Dividende schlummern (Facebook). Doch seit 2018 gibt es nur noch Dividendenaktien für mich!
Lehre Nr. 3: Vermeide Steuern: Kaufen und Halten hat einen weiteren Vorteil gegenüber aktiveren Strategien – Steuerersparnis. Jedes Mal, wenn ich eine Aktie mit Gewinn verkaufe, müsste ich Kapitalertragsteuer zahlen. Dies kann einen ziemlichen Brocken meiner Gewinne kosten. Indem Read seine Aktien behielt, war er in der Lage, seine Gewinne vor dem Finanzamt zu schützen. Damit wuchs sein Wohlstand noch schneller!
Lehre Nr. 4: Die Zeit: Read hatte eine bemerkenswerte Geduld. Er hielt viele seiner Aktien für Jahre und sogar Jahrzehnte. Read mache sich den Zinseszins zunutze und schaffte es dadurch, dass seine Gewinne mit den vorangegangenen Gewinnen wuchsen. Die Zeit und die Beharrlichkeit sind die wichtigsten Zutaten für den Erfolg.
Lehre Nr. 5: Sich auf das Einkommen zu konzentrieren ist viel wichtiger und weniger stressig!
Die Börsen sind manchmal verrückt! Wenn man in seinem Leben über 40 Jahren in die Märkte investieren will, wird man einige Preisbewegungen sehen, die sich einfach jeder Logik widersetzen. Man wird ein Unternehmensbericht mit fantastischen Gewinne sehen, und das Unternehmen wird trotzdem an den Märkten ab-verkauft. Man wird sehen, wie Unternehmen mit schrecklichen Geschäftsplänen, die für den unvermeidlichen Bankrott bestimmt sind, im Preis in die Höhe schießen. Man wird stressig dabei zusehen müssen, wie die eigenen Aktien um 20% steigen oder fallen, ohne unternehmensspezifische Nachrichten!
Von daher achte ich immer auf mein Einkommen, denn man wird dabei feststellen, dass es stetig steigt, auch wenn der Markt fällt. Bei einem diversifizierten Portfolio werden die Dividendenerträge viel stabiler wachsen.